Wie kam die Stadt zur Hanse? Verlief die Wallfahrt über Wall? Ein alter Pilgerweg durch Europa bringt Kaufleute, Pilger und Künstler in die Stadt.
Im 11. Jahrhundert hatten sich Kaufleute zunächst im Ausland zu bewaffneten Rechtsgenossenschaften zusammengeschlossen, die „Hansen“ genannt wurden.
Beispiele finden sich in London, wo die Kaufleute eine gemeinsame Gildenhalle benutzten, in Bergen und in Wisby auf Gotland und auch in Nowgorod. Im westlichen Handelsraum vereinigten sich die Hansen aus Lübeck, Hamburg und Köln 1347 in Brügge. Gehandelt wurden hauptsächlich flandrische Tuche, Salz, Getreide, Bier, Holz, Honig und Heringe.
Seit dem Beginn des Jahres 1311 sind Attendorner als Hansekaufleute verbürgt, die zusammen mit Kölner und Dortmunder Kaufleuten Wolle aus England über Brügge importierten. In ganzen Handelsraum der Hanse sind Attendorner urkundlich nachweisbar. Durch ihre Erfolge erlebte die florierende Handelsstadt von der Mitte des 14. Jahrhunderts bis in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts einen Höhepunkt. Diese wirtschaftliche Blüte findet ihren Niederschlag in einer regen Bautätigkeit wie dem weitgehenden gotischen Neubau der Attendorner Pfarrkirche, dem Bau des Rathauses und der Fundierung des Augustinerchorherrenstiftes Kloster Ewig.
In der Stadt selber bildeten die Fernhändler eine geschlossene Vereinigung. Diese wurde als Bruderschaft zu Ehren des heiligen Nikolaus angelegt, trug den Namen Nikolai-Konfraternität und stellte wie in dieser Zeit üblich, eine Verschmelzung von kirchlichem und bürgerlichem Leben dar.
Wie in anderen handeltreibenden Städten auch, stiftete man dem Heiligen zunächst eine kleine (Holz?-) Kapelle, ausgestattet mit einer besonderen Pfründe, die 1328 eingeweiht wurde. Nach einigen Jahrzehnten konnte diese Kapelle durch ein massiveres Gebäude an der Ennester Straße ersetzt werden. Diese Kapelle bestand über vier Jahrhunderte und diente der Nikolaibruderschaft zur Andacht sowie als Begräbnisstätte für ihre Verstorbenen, bis sie bei einem Stadtbrand im Jahre 1742 abbrannte.
Wallfahrt-Pilgerreise
Pilger bezeichnete im Mittelalter eine Person, die aus religiösen Gründen alle wirtschaftlichen und sozialen Bindungen abstreifte und in die Fremde ging. Der Anlass konnte eine auferlegte Buße sein oder das Bemühen, einen Sündenablass zu erhalten. Weiterer Antrieb war oft das Versprechen ein Gelübde zu erfüllen oder die Hoffnung auf Heilung von einer Krankheit. Im Mittelpunkt standen dabei die religiöse Vertiefung oder die Abstattung von Dank.
Das Pilgerwesen, wie wir es heute kennen, entstand im 11. Jahrhundert als zielgerichtetes Aufsuchen von Fernwallfahrtsorten. Ab 1200 wurde die Wallfahrt zu einem Massenphänomen, wobei zunächst nur die Ort Jerusalem, Rom und Santiago als besonders verehrungswürdige Ort anerkannt waren. Hier entwickelte sich auch die Sitte, spezifische Zeichen dieser Orte an der Kleidung zu tragen. Bekannte Pilgerzeichen stammen aus Santiago, Nazareth, Rom, und Rocamadour, Köln und Trier.
Zu Beginn des 14. Jahrhunderts bildete sich das spätmittelalterliche Wallfahrtswesens aus, das periodische Wallfahrten und Ablässe als Anreiz kannte. Fernwallfahrtsorte wurden seltener aufgesucht. In ganz Europa entstand eine Vielzahl von Anschlusswallfahrtsorten, von regionalen den Aposteln und der Gottesmutter Maria geweihten Gnadenstätten.
Johannes Rivius
Johannes Rivius wurde am 1. August des Jahres 1500 in Attendorn als Kind begüterter Eltern geboren. Er erhielt zunächst Privatstunden bei seinem Lehrer Tilmann Mülle in Attendorn und hörte dann die berühmtesten humanistischen Gelehrten seiner Zeit in Herford und Münster. Später nahm er Studien in Köln auf und begann mit seiner Lehrtätigkeit an der Stiftsschule St. Marien. Rivius reformierte hier die Lehrformen indem er den Lateinunterricht auf Deutsch erteilte. Nach weiteren Studien übernahm er Lehrerstellen in Zwickau (1523), Annaberg (1531), Marienberg (1535) und Schneeberg (1536). Auf Grund der neuen Lernformen und Lehrinhalte berief ihn Herzog Heinrich der Fromme von Sachsen 1537 zum Erzieher des Prinzen August sowie zum Rektor der Freiberger Schule.
Seine schriftstellerische Tätigkeit deckt philologische, philosophische und theologische Fachrichtungen ab und reiht ihn in die großen humanistischen Gelehrten seiner Zeit ein.
Freiherr von Heuel (1648–1722)
Heinrich Heuel wurde am 1. Juni 1648 als Sohn von Marcus und Anna Heuel in Attendorn getauft. Er besuchte zunächst die Franziskaner Schule und später die Universitäten in Köln und Mainz. Nach Abschluss des Studiums erhielt er eine Anstellung in den Diensten des Markgrafen zu Baden. Mit Unterstützung der Familie von Fürstenberg gelang ihm eine steile Karriere.
Heuel, Doktor der Rechte, fürstlich Geheimer Rat und Kanzler in Kempten, fand bald Eingang in die Verwaltung Kaiser Leopold I. in Wien.
Für seine Verdienste wurde ihm zusammen mit seiner Ehefrau Maria Ursula geb. Brombach im Jahre 1688 ein Erblehen zu Tiefenau übergeben. Als Mitglied des Reichshofrates in Wien erhob ihn der Kaiser 1697 in den Reichsritterstand und 1707 in den Reichsfreiherrnstand.
Neben seiner Verwaltungstätigkeit trat Heuel in Wien auch als Autor religiöser Erbauungsliteratur hervor. Zahlreiche Briefe belegen, dass Heuel von der Familie von Fürstenberg Unterstützung erfuhr.
In seinem Testament stiftete er seiner Taufkirche in Attendorn sechs silberne Leuchter, einen silbernen Kreuzfuß, ein Messgewand mit Levitenröckchen und Dalmatik, einen Kelch und zwei silberne Messkännchen. Freiherr von Heuel starb im Jahre 1722 in Wien.
Johann Josef Freidhof (1768–1816)
Der berühmte Kupferstecher stammt aus Heggen im Amte Attendorn und wurde im Jahre 1768 in ärmlichen Verhältnissen geboren. Durch die Unterstützung seiner Gönner, namentlich der Freiherrn von Stade zu Ahausen, studierte er ein Jahr auf der Universität zu Köln. Danach war er drei Jahre bei dem kurkölnischen Landzollkommissar zu Uerdingen als Sekretär eingestellt. In seiner Freizeit begann er Kupferstiche ohne weitere Ausbildung nachzuzeichnen. Sein Talent fiel auf und es wurde ihm eine Ausbildung bei dem Kupferstecher J.G. Huck in Düsseldorf ermöglicht.
1798 ließ Freidhof sich in Berlin nieder, wo seine Arbeit mit großem Erfolg aufgenommen wurde. Seit 1805 Professor für Kupferstecherei und Mitglied der königlichen Akademie der Künste in Berlin, verstarb er im Jahre 1818.
Alexander Schnütgen (1843–1918)
Der Domkapitular Alexander Schnütgen wuchs in Steele an der Ruhr auf. Im Alter von 17 Jahren entschied er sich Geistlicher zu werden, die Priesterweihe erhielt er 1866 in der Minoritenkirche zu Köln und trat ein Amt als Domvikar und Pfarrkaplan an der Kölner Domkirche an. Schon während des Studiums hörte der junge Geistliche Vorlesungen über Kunstgeschichte und Liturgik. Mit dem Einstieg in das Priesteramt begann Schnütgen eine Sammlung kirchlicher Kunst aufzubauen. Er sammelte zunächst in der Diözese, dann im deutschsprachigen Raum und schließlich auch in Italien. Die bedeutende mittelalterlich-kirchliche Kunstsammlung brachte er im Jahre 1906 als Schenkung an die Stadt Köln in ein Museum ein.
Schnütgens Vater stammte von dem Hof Weuste aus Listernohl, hier verbrachte Alexander Schnütgen seit seiner Kindheit die Ferien und unterhielt hier auch einen zweiten Wohnsitz. Nach seiner Pensionierung 1911 ließ er sich in Listernohl nieder. Zwischen1903 und 1915 finanzierte er als hochgeehrter Kunstmäzen den Bau sowie die Ausstattung von vier Dorfkirchen und einem Schwesternhaus. Stilistisch wich er hier von den gotisierenden Einrichtungen für den Kölner Dom ab und gab „seinen“ Kirchen Innen wie Außen das Aussehen einfacher barocker Landkirchen. 1903 stiftete er den Bau und 1911 die Ausstattung der neubarocken Kirche St. Joseph in Listerscheid, drei Jahre später veranlasst er den Baubeginn der St. Margarethenkirche in Ennest, die er wie auch in Lichtringhausen im Jahre 1910 mit Altären, Skulpturen, Paramenten und liturgischen Geräten ausstattete. Im Jahre 1916 wurde Schnütgen zum Ehrenbürger des Amtes Attendorn ernannt.